Allgäuer Zeitung
Dienstag, 06. März 2007

Historisches Theater Buchenberg strapaziert mit seinen Valentinaden die Lachmuskeln Buchenberg (mor). Wer sich die Gestalt des Komikers, Kabarettisten und Autors Karl Valentin auf der Bühne im Gasthaus Sommerau in Buchenberg erhofft hatte, der wurde enttäuscht. Erfüllt wurde bei der Premiere der Valentinaden 4 hingegen die Erwartung nach einem Abend mit voll genüsslich-vergnüglichem hintergründigen, ja skurril-schrägem Humor. Denn: die Akteure des Historischen Theaters Buchenberg um ihren ersten Vorsitzenden Werner Sponsel präsentierten neun Geschichten von Karl Valentin in ganz eigener selbstbewusster Spielweise. Seit 2002 gehören Geschichten von Karl Valentin zum Repertoire des Historischen Theaters Buchenberg. Anlass in diesem Jahr bot der 125. Geburtstag des Komikers. Mit ihrer Spielmanier beschworen die Akteure jede Menge Schmunzeleinheiten im Geist Valentins, ohne das Münchener Urgestein zu kopieren. Wie im richtigen Leben führte – unter der Regie von Manfred Frey und Rudi Walter – so der schräge Denk-Dialog beim Vogelhändler zur unerwarteten Zwischenpause: Mit den Worten Jetzt hat s mi nausgehaun stürmte der Vogelhändler (Schorsch Wehr) von der Bühne und ließ eine irritierte Kundin (Margit Walter) zurück, die dann ihrerseits auf eine Souffleuse hören musste. Es menschelt halt, hätte sich da wohl Karl Valentin amüsiert. Längst eingespielt hatten sich dagegen die chaotischen Musiker der Orchesterprobe. Vom Wolkenbrücheln in Wirlings bis zum Schnieba in Eschach amüsierten die Spieler die rund 80 Zuschauer in Gestik, Mimik – und mit (falschen und richtigen) Tönen – und brachten dabei ihren Dirigenten aus der Fassung. Im Hutladen gaben Verkäuferin Molly Teske und Kunde Mathäus Keck eine Kostprobe ihrer Spielkunst. Gekonnt sinnierten sie über feuergefährliche Strohhüte und sich vermehrende Filz-Hüte und philosophierten darüber, ob sich die Köpfe der Menschen innen oder außen verändert haben. Das verwirrend-verwerfliche Möchtetöchtel auf der Burg und das Wenn, hätte, könnte, täte – tut s nicht beim Transport von Buchenberg nach Wegscheidel rückte so einige menschelnde Probleme ins Scheinwerferlicht – und strapazierte die Lachmuskeln der Zuschauer. Gelungen moderiert wurde der Premierenabend von Manfred Frey. Weitere Aufführungen der Valentinaden 4: 9., 10., 16. und 17. März in Kempten (Wirtshaus Valentin, Beginn: 19.59 Uhr, Karten 08 31/1 42 52), 23. März in Buchenberg (Landgasthof Sommerau, Karten 0 83 78/70 20) und 24. März in Betzigau-Hauptmannsgreut (Gasthaus Mittelallgäu, 0 83 04/287 (Beginn jeweils um 19.59 Uhr).